Belize & Guatemala

Belize

Der Grenzübertritt von Mexiko nach Belize verläuft unproblematisch und schnell: weit und breit ist kein anderer Reisender an der Grenze zu sehen.

Der Kontrast zwischen beiden Ländern könnte nicht größer sein: das Land macht einen sehr ärmlichen Eindruck.

Die Bevölkerung besteht aus einem bunten Gemisch von Schwarzen, Indern, Arabern, Chinesen, Indigenen und Weißen. Interessanterweise gibt es viele als "Alemanes" bezeichnete Mennoniten, die mit Landwirtschaft ihren Lebensunterhalt verdienen und sich wie "anno dunnemal" kleiden und einen altmodischen Lebensstil beibehalten haben. Autos werden als Teufelswerk angesehen, das Hauptfortbewegungsmittel sind Pferdekarren.

Der gesamte Handel wird von meist extrem unfreundlichen Chinesen kontrolliert, die offensichtlich das hohe Preisniveau abgesprochen haben.

Die Landschaft ist im Norden recht eintönig mit Flachland und großen Zuckerrohrplantagen. Hügel und Berge im Süden sind teilweise mit tropischem Urwald bewachsen; große Teile sind abgeholzt und werden für riesige Zitrusplantagen genutzt.

Der für den Tourismus interessante Teil sind die dem Festland vorgelagerten Inseln mit Riffs und Tauchparadiesen, die wir aber dieses Mal nicht besucht haben.

Landessprache ist als Überbleibsel aus der englischen Kolonialzeit (Britisch-Honduras) Englisch.

 

Unsere erste Station  ist die im Landesinneren im Norden liegende Kleinstadt Orange Walk. Auf dem Weg dorthin sehen wir viele der typischen aus Holz gebauten Stelzenhäuser. In der Stadt selbst begegnen uns immer wieder Mennoniten.

In Orange Walk haben wir einen schönen Standplatz neben einem Hotel direkt am Fluss. Dieser führt Hochwasser und wir können die reiche Vogelwelt aus nächster Nähe beobachten.

Von Orange Walk aus fahren wir mit dem Motorboot zur beeindruckenden Sehenswürdigkeit Lamanai, einer an der New River Lagune liegenden Mayastätte, von der bisher nur ein kleiner Teil der Ruinen ausgegraben wurde. Die Bootsfahrt auf dem New River durch schöne Dschungellandschaft ist ein Erlebnis für sich.

Und zum krönenden Abschluss gibt es abends noch einen doppelten Regenbogen!

Um Belize City zu besichtigen, stellen wir uns in den Yachthafen Old Belize. Bei dem uns umgebenden Luxus kommen wir uns wie auf einer Insel vor, wenn man die offensichtliche Armut in der näheren Umgebung in Betracht zieht. Wir treffen ein deutsches Ehepaar, das mit ihren zwei kleinen Kindern auf einer 11 m Yacht von Hamburg aus für 2 Jahre in die Karibik gesegelt ist. Uns wird ganz schlecht, wenn wir uns die Atlatiküberquerung mit dieser Nußschale vorstellen!

Belize City bietet einige Sehenswürdigkeiten aus der Kolonialzeit.

Zufällig kommen wir zu einer mit großem Pomp vollzogenen Inthronisierung von neuen Richtern dazu.

 

Der Großteil der Stadt ist allerdings in einem ziemlich beklagenswerten Zustand. Auffällig sind die vielen betrunkenen oder bekifften Schwarzen, die am hellichten Tag unterwegs sind.

Die Hauptausfallstrasse von Belize City führt mitten durch einen Friedhof!

In einem weiten Bogen fahren wir durch eine üppige Landschaft und endlose Orangenhaine in die im Süden an der Karibik liegende Stadt Dangriga. Unterwegs treffen wir auf hochbeladene Orangenlaster und altertümlich anmutende Pferdekutschen von Mennoniten.

Dangriga ist die größte Stadt Südbelizes. Sie bietet eine gute Möglichkeit, die Garífuna kennenzulernen, eine Mischung aus afrikanischen Sklaven und Kariben. In der Stadt sind nur wenige Weiße unterwegs, und wir fühlen uns als echte "Außenseiter".

 

Hier prallen enorme Gegensätze aufeinander: gepflegte Häuser (meist von Chinesen) und in der Mehrzahl sehr bescheidene Hütten der schwarzen Bevölkerung.

 

 

Wir verlassen Belize mit gemischten Gefühlen. Auf der einen Seite war es spannend und hochinteressant, die Garifuna und ihre doch sehr andere Lebensweise kennenzulernen. Auf der anderen Seite haben wir uns ein bisschen als Voyeure gefühlt und hatten immer ein etwas ungutes Gefühl, obwohl wir keine einzige negative Situation erlebt haben.

Guatemala

Guatemala hat mit einer Fläche von 109.000 qkm und ca. 13 Mio. Einwohnern eine recht geringe Bevölkerungsdichte. Fast 60 % der Bevölkerung sind Weiße bzw. Mischlinge aus Weißen und Indigenen, die hier Ladinos genannt werden. Knapp 40 % sind Indigene, der Anteil von Garifuna, Indern und sonstigen Volksgruppen ist äußerst gering. Zwar ist Spanisch Amtssprache, es existieren daneben aber weitere 53 indigene Sprachen, die auch heute noch aktiv gesprochen werden.

 

Laut einer Befragung von Gallup zählen sich die Guatemalteken zu den glücklichsten Menschen der Welt. Unsere gewonnenen Eindrücke bestätigen dies: wir erleben die Bevölkerung als fröhlich, freundlich und hilfsbereit.

 

Besonders fasziniert uns die Vielfalt und Farbenpracht der traditionellen Kleidung, die in den von uns besuchten Regionen noch in großem Umfang getragen wird.

 

 

Auch der Grenzübertritt von Belize nach Guatemala verläuft zügig und problemlos.

 

Erste Station ist die mitten im Urwald liegende alte Mayastadt Tikal. Schon die Anfahrt durch den dichten Regenwald mit den Warnschildern vor den hier lebenden Tieren ist ein Erlebnis. Nur kleine Teile der großflächigen Anlage wurden von Bäumen und Kletterpflanzen befreit; der Fußmarsch zu den einzelnen Gebäuden erfolgt unter dem dichten Baldachin des Regenwaldes.

 

Wir übernachten beim Jaguar-Hotel direkt vor dem Ruinengelände und können so morgens die Anlage ohne den später einsetzenden Ansturm der Touristen genießen.

Nach einer langen Fahrt durch saftig grüne Hügellandschaften erreichen wir die kleine Stadt Rio Dulce, die am östlichen Ende des großen Lago de Izabal liegt. Dieser gilt als das hurrikansicherste Gebiet der Karibik: das hat zur Folge, dass Hunderte Yachten und Segelschiffe - überwiegend von Amerikanern und Kanadiern - hier in Marinas "geparkt" werden, während die Besitzer nach Hause fliegen.

 

Wir stehen auf dem Parkplatz von Bruno's Marina, einem interessanten Treffpunkt der Segel-Community.

 

Rio Dulce ist nicht nur für die Segler eine wichtige Versorgungsstation, sondern auch für die einheimische Bevölkerung, die überwiegend auf Booten aus ihren im Urwald bzw. am Fluss liegenden Dörfern anreisen.

Von Rio Dulce aus unternehmen wir eine Bootsfahrt auf dem gleichnamigen Fluss nach Livingston. Livingston ist ein Highlight: die an der Karibik an der Flussmündung des Rio Dulce liegende Stadt ist nur per Boot erreichbar, die Bevölkerung besteht überwiegend aus Garifuna. Die Bootsfahrt ist ein Erlebnis für sich. Sie führt zuerst zum Castillo de San Felipe, dann unter der größten Brücke Zentralamerikas hindurch. Am Ufer sehen wir immer wieder am Urwaldrand liegende malerische kleine Dörfer; das Leben dort ist mit Sicherheit sehr beschwerlich.

 

Livingston selbst hat eine etwas morbide Atmosphäre, ist aber in unseren Augen sehr malerisch.

Wir verlassen die Karibikseite von Guatemala und fahren ca. 300 km nach Westen Richtung Guatemala City. Die flache, fruchtbare Ebene geht in eine völlig vertrocknete Landschaft über, die langsam auf über 2.500 m ansteigt. Zum Glück ist die Bergstrecke weitgehend vierspurig ausgebaut, so dass uns die völlig überladenen LKW im Kriechtempo nicht sonderlich stören. Die Hauptstadt Guatemala City mit 1,1 Mio Einwohner umfahren wir weitläufig und fahren direkt nach Antigua Guatemala, der ehemaligen Hauptstadt während Kolonialzeiten.

 

Antigua wurde schon während der Kolonialzeit aufgrund von schwerwiegenden Schäden durch mehrere Erdbeben aufgegeben: der Regierungssitz wurde nach Guatemala City verlegt. Heute ist das zum Weltkulturerbe erklärte Antigua ein koloniales Juwel, wo trotz erheblicher Aufbauarbeiten noch immer Schäden durch die früheren Erdbeben zu sehen sind. Die Szenerie mit drei mächtigen Vulkanen im Hintergrund  ist spektakulär.

Eine Besonderheit sind - wie schon in Belize - die im öffentlichen Transportwesen eingesetzten Busse. Es sind ehemalige Schulbusse aus USA, die gehegt und gepflegt werden. Sie werden liebevoll Chickenbus genannt, da alles Denkbare darin transportiert wird.

Eine weitere Besonderheit sind die überall als Taxi fungierenden Tuc-Tuc. Wir kennen diese zwar praktischen aber nicht sonderlich komfortablen Gefährte von unseren Asienreisen sehr gut. Und siehe da: eine nähere Überprüfung ergibt "Made in India"!

Nächste Station ist der bisher schönste Standplatz unserer Reisen in Südamerika: der Atitlán-See im Südwesten von Guatemala. Der See liegt traumhaft auf ca. 1.500 m Höhe zu Füßen von drei Vulkanen. Wir stehen auf einer Wiese beim Hotel Bahia del Lago mit direktem Blick auf die Vulkane: die Aussicht ist atemberaubend. Hier treffen wir andere Wohnmobilreisende und verbringen einige nette Tage mit viel Erfahrungsautausch und gemeinsamen Abendessen im benachbarten Städtchen Panajachél.

In der Nähe befindet sich eine Kommune mit kreativen Wohnmobilen, deren aktiver Straßeneinsatz allerdings fraglich erscheint.

 

Der Lago Atitlán soll eine starke spirituelle Aura ausstrahlen; rund um den See befinden sich eine Reihe von Medititations- zentren.

Vom Lago Atitlán unternehmen wir einen Ausflug zum Sonntagsmarkt in Chichicastenango. Er ist einer der größten Märkte von Guatemala, der von Bergvölkern aus der weiten Umgebung besucht wird.

 

Eine Besonderheit ist, dass die Caziken (Stammeshäuptlinge) in Stammestracht am Sonntag nach dem Gottesdienst aus der Kirche ausziehen und sich würdevoll voneinander verabschieden.

Aber auch sonst ist der quirlige Markt mit seinen buntgekleideten Besuchern ein unvergessliches Erlebnis. Jeder Stamm hat seine besondere traditionelle Kleidung, die mit Stolz getragen wird.

Auch eine Bootsfahrt auf dem Lago Atitlán mit dem Besuch verschiedener am Ufer liegender Dörfer steht auf unserem Programm.

Hoch über dem Atitlán-See thront die Stadt Sololá. Mit dem gut gefüllten Chickenbus fahren wir zum Freitagsmarkt, ebenfalls eine quirlige und bunte Sehenswürdigkeit.

Eigentlich wollten wir nur wenige Tage hier verbringen. Wir haben unsere Weiterfahrt jedoch jeden Tag verschoben, da es uns hier so besonders gut gefallen hat.

 

Aber morgen ist es soweit: wir fahren nach Mexiko zu unserer letzten Etappe.

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Kommentare: 5
  • #1

    Barbara und Uli Nottebaum (Sonntag, 02 Februar 2014 02:34)

    Hallo ihr Beiden,
    wieder einmal ein ganz toller Bericht. Informativ und schön zu lesen.

  • #2

    Al & Juddi (Sonntag, 02 Februar 2014 10:24)

    Hola, Ihr beiden!

    Ist es etwa schon soweit - Ihr fliegt bald wieder heim?! Nein, wie die Zeit rennt...
    Freunde von uns hatten auch mal Ihren Katamaran in Rio Dulce "geparkt" - schön, bei Euch davon zu lesen. Geniesst den letzten Reisemonat (wollte Ihr nicht lieber verlängern, das Wetter hier ist schrecklich... ;-) ).

    Liebe Grüße aus dem Norden

  • #3

    Heidrun & Bernd (Mittwoch, 05 Februar 2014 23:36)

    Hallo ihr Zwei,
    wieder mal ein einfühlsamer und interessanter Bericht mit anschaulichen Bildern, die uns "Daheimgebliebene" an Euren Erlebnissen hautnah teilhaben lassen.
    Nachdem wir Heidrun´s runden Geburtstag mit großer Familie gefeiert haben, sind wir nun in Vorbereitung auf zwei Wochen Schwarzwald.

    Euch ein gute Weiterfahrt und herzliche Grüße aus OWL

  • #4

    Irmgard u. Peter (Sonntag, 09 Februar 2014 17:14)

    Hallo, Ihr Lieben, nach Rückkehr Peter's aus dem Skiurlaub mit Freunden hier herzliche Grüße und noch
    schöne, sommerliche und erlebnisreiche Tage - wir verfolgen gern voller Interesse eure diversen Stationen ....... Lasst es euch weiterhin gut gehen!! Wie immer eure Irmgard u. Peter -
    Peter lässt fragen, wann ihr zurückkommt und welche Pläne für eine Motorradtour im Mai bestehen?????

  • #5

    Hännes und Gerlind (Mittwoch, 12 Februar 2014 12:54)

    Liebe Gitta! Lieber Peter!
    Euer Reisebericht ist wieder wunderbar! Wir verfolgen ihn auf dem Atlas. Es ist schön, dass Peter auch Hintergrundinformationen mitliefert. Geniesst Eure Zeit in der herrlichen Gegend! Ihr könnt ruhig noch etwas länger bleiben - Euer Haus ist wohlbehütet.
    Weiter gute Fahrt und schöne Erlebnisse! Hännes und Gerlind

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