Port Hardy - Inside Passage - Whitehorse

Morgens um 5 h fahren wir zum Fährterminal in Port Hardy: die Kanadier sind extreme Bürokraten und überprüfen mindestens fünfmal unsere Tickets. Endlich können wir an Bord fahren und sind beruhigt: unser Schiff „Northern Expedition“ wurde auf der Flensburger Werft gebaut und steht zudem unter der Schirmherrschaft der Queen Elizabeth; da kann ja nichts schief gehen!

Die  ca. 500 km lange Inside-Passage wird mit einem Zwischenstopp in Bella-Bella in 16 Stunden bewältigt.

 

Sie führt an malerischen Inseln vorbei. Nur wenige menschliche Ansiedlungen sind inmitten der riesigen Waldgebiete zu sehen. Zur Sicherung der Passage stehen am Ufer große Leuchtturmanlagen.  Immer wieder sehen wir für kurze Augenblicke Delfine, die das Schiff spielerisch begleiten. Zuweilen begegnen uns Segelboote und Fährschiffe, durch die die Verbindung der Inselbewohner zum Festland sichergestellt wird.

Spät abends kommen wir in Prince Rupert, einem wichtigen Versorgungszentrum, an. Außer Geschäften und einem Hafen für Kreuzfahrtschiffe hat das Städtchen wenig zu bieten.

 

An malerischen Seen entlang fahren wir durch endlose Wälder gen Westen nach Terrace und zu dem nahegelegenen Lakelse Lake. Der „Provincial Park“ liegt inmitten von naturbelassenen Regenwäldern am See mit einem schönen Badestrand.

 

Am Wochenende kommen Hochzeitspaare zum See: sinnend schaut die Braut über den See in die Zukunft; die Fotografin bannt in ungewohnter Pose diesen Augenblick auf Fotos!

Das Hochzeitspaar ist mit einem nicht gerade geländegängigen Fahrzeug angereist. Wir wissen nicht, wie das technisch auf den extrem unebenen Straßen auf dem Campingplatz möglich war!

 

Mit etwas mulmigen Gefühlen wandern wir auf dem „Nature Trail“ durch den Regenwald: vor Bären wird gewarnt!

 

In Kittwanga biegen wir in den über 700 km nach Norden zum Alaska-Highway führenden Cassiar - Stewart Highway ein. Unser Navi hat wenig zu tun: erst nach 155 km kommt die nächste Abzweigung!

 

An der Wegkreuzung steht eine sehenswerte alte Holzkirche.

 

Einzige Unterbrechung ist der kleine Ort Kitwancool mit interessanten Totempfählen.

 

Dann wird es doch noch spannend: kurz nach einem Bärenwarnschild tauchen immer wieder Bären am Straßenrand auf, zum Teil mit putzigen Jungen. Auch auf den Campingplätzen wird vor Bären gewarnt! Die Müllbehälter sind „bärensicher“!

 

Die wenig befahrene Straße führt an wunderschönen Seen und Flüssen vorbei, die auf zum Teil etwas provisorisch wirkenden Brücken überquert werden.

 

Die staatlichen Campingplätze liegen meist an wunderschönen Seen; die Ausstattung ist einfach; auf diesem ist aber selbst das Plumpsklo mit Blumen geschmückt.

 

Auf einem kurzen Abstecher nach Hyder in Alaska fahren wir an beeindruckenden Gletschern und Wasserfällen vorbei. Kurz vor Hyder liegt noch auf kanadischer Seite der wichtige Holzhafen Stewart. Hyder war in der Gold-Rush-Zeit ein bedeutender Ausgangsort für die ins Inland ziehenden Goldsucher. Heute erinnern noch einige – zum Teil sehr morbid wirkende    Gebäude an die „gute“ alte Zeit.

 

Hauptgrund für unseren Besuch ist der bei Hyder  ins Meer mündende Fish-River. In diesem schwimmen Ende Juli Lachse zu ihren weit im Inland liegenden Laichplätzen. Bären stehen im Fluss und lassen sich die leichte Beute schmecken. Von sicheren Holzstegen aus kann man das Schauspiel „hautnah“ beobachten. Im Visitor-Centre sehen wir eine respektheischende riesige Bärentatze.

 

Leider sind wir einige Tage zu früh; die Lachse sind noch nicht angekommen und wir fahren unverrichteter Dinge weiter.

 

Immer wieder sehen wir unterwegs kleine und größere Gruppen von Motorradfahrern.

Hoffentlich haben sie keine allzu direkte Begegnungen mit Bären!

 

Auf der einsamen Straße gen Norden trauen wir unseren Augen nicht: plötzlich kommen wir zu einer sehr geschmackvollen Hotelanlage im alpenländischen Stil. Im Winter werden von hier aus Helikopter - Skitouren angeboten. Wir übernachten auf dem angeschlossenen Campingplatz und nutzen die luxuriösen Duschanlagen und den Waschsalon.

 

Wegen eines Unfalls ist die Strecke kurzzeitig gesperrt: der LKW ist völlig ausgebrannt, der Aufleger mit Ladung liegt im Straßengraben. Möglicherweise ist der Fahrer auf der langen – teils sehr eintönigen – Strecke eingeschlafen.

 

 

Auf dem langen Cassiar-Highway gibt es nur wenige Ansiedlungen; meist sind es reine Versorgungsstationen mit Tankstelle und kleinem Shop und manchmal auch Motels. Rechtzeitiges Tanken ist angesagt!

 

Ein etwas interessanterer Zwischenstopp ist Jade-City. In der Nähe wird Jade gefördert und weiterverarbeitet; prächtige Exemplare werden in einem Shop angeboten.

 

Immer wieder übernachten wir auf traumhaft gelegenen staatlichen Campingplätzen.

 

Auf den letzten Kilometern vor dem Alaska – Highway fahren wir lange Zeit an riesigen Waldbrandgebieten vorbei; zum Glück liegen die Brände schon lange Jahre zurück.

 

Bei der Einmündung in den Alaska – Highway kommen wir von British-Columbia in die Yukon – Territories. In der Nähe liegt die Ortschaft Watson – Lake, eine wichtige Versorgungsstation auf dem Weg in den Norden. Hauptattraktion ist ein gigantischer Schilderwald. Beim Bau des Alaska – Highways nagelte ein von Heimweh geplagter Soldat ein Ortsschild seines Heimatorts an einen Pfosten; im Laufe der Jahre ist der Schilderwald durch Touristen aus allen Ecken der Welt auf über 100.000 Schilder angewachsen.

 

Nun geht es 445 km gen Westen nach Whitehorse. Die Landschaft hat sich verändert: am Horizont tauchen hohe Bergketten auf. Wieder einmal kreuzt ein Bär unseren Weg.

 

Kurz vor Teslin überspannt die 584 m lange Nisutlin Bay Bridge den Teslin River. Sie ist die längste Brücke des Alaska – Highways. Ein LKW – Fahrer genießt den Ausblick aus „gehobener“ Position.

 

 

 

 

Nach 1.300 km von Prince Rupert erreichen wir Whitehorse, die Hauptstadt der Yukon Territories. Der an der Stadt vorbeifließende Yukon-River hatte früher extrem starke Stromschnellen, die wie die wehenden Mähnen von Schimmeln  aussahen: so entstand der Name Whitehorse. Später wurde vor der Stadt ein großes Stauwehr gebaut; heute sind nur noch wenige Stromschnellen vorhanden, die von mutigen Kayakfahrern bezwungen werden.

 

 

Nach dem Bau des Stauwehrs ist der Yukon „gezähmt“.

 

Unser Campingplatz liegt in einem Wäldchen in Flussnähe; fast täglich grillen wir uns diverse Leckereien. Ein schöner Wanderweg führt am Fluss entlang ins Stadtzentrum.

 

Whitehorse war während der Goldrush-Zeiten Ausgangspunkt für die nach Dawson-City strebenden Goldsucher. Passagiere und Fracht wurden mit großen dampfbetriebenen Raddampfern zwischen Whitehorse und Dawson City transportiert. Heute liegt der mächtige Raddampfer „Klondike“ am Ufer und dient nach einer intensiven Restaurierung  als Museumsschiff.

 

Vom ca. 160 km entfernten Hafen Skagway fuhren lange Jahre mit Dampflokomotiven betriebene Eisenbahnen nach Whitehorse.

 

1942 wurde in nur einem dreiviertel Jahr der 2.288 km lange Alaska-Highway als Landverbindung gebaut; in diesem Jahr wird das 75-jährige Jubiläum gefeiert.

 

Neben vielen eher langweiligen Zweckbauten sind eine Reihe von Bauwerken aus der „guten alten Zeit“ zu besichtigen.

 

Den vornehm „First Nations“ genannten Ureinwohnern ist ein prächtiger Totempfahl gewidmet.

Kanada scheint sehr bürokratisch und etwas "überorganisiert zu sein. Uns fallen immer wieder teils witzige teils völlig überflüssige Schilder auf.

 

 

Whitehorse ist eine wichtige Touristenstadt mit sehr guter touristischer Infrastruktur. In den Sommermonaten finden fast täglich Konzerte mit einheimischen Künstlern verschiedener Genre statt, die wir gerne besuchen.

 

In der Nähe unseres Campingplatzes liegt der eindrucksvolle Staudamm, der den Yukon-River zum Schwatka-See aufstaut. Um den Lachsen den Zugang zu ihren Laichplätzen zu ermöglichen, wurde die mit 366 m längste Fischtreppe der Welt gebaut. Im kleinen Visitor-Centre wird die 3.200 km lange Lachswanderung von der Beringsee anschaulich auf Karten und Informationsmaterial dargestellt. Hinter großen Glasscheiben sehen wir die Lachse „hautnah“ in der Fischtreppe vorbeischwimmen.

 

Auf einer Wanderung um den auch als Landeplatz für Wasserflugzeuge genutzten Schwatka-See sehen wir aus nächster Nähe einen jungen Weißkopfseeadler; Biber „fällen“ professionell die für Ihre Stauwehre benötigten Bäume.

 

Am Ende des Sees fließt der Yukon durch den imposanten Miles-Canyon, der von einer Hängebrücke überspannt wird. Eine weitere auf dem Weg liegende Brückenkonstruktion ist weniger vertrauenserweckend!

 

Ein beeindruckendes Spektakel ist der Musical-Ride der Royal Canadian Mounted Police. Auf prächtigen Pferden führen die Reiter begleitet von passender Musik schwierige Reitformationen vor.

 

Die Besucher werden von der wohlgenährten  „Königin“ und ihren Prinzessinnen willkommen geheißen. Eine seit mehr als 50 Jahren auftretende Altherrenband sorgt mit Oldies für ausgelassene Stimmung.

 

 

Trotz der vielen interessanten Aktivitäten wünschen wir die Beendigung unseres nun schon über vierwöchigen Zwangsaufenthalts und die Weiterfahrt nach Alaska sehnlichst herbei.

 

 

Unterwegs in unserem Nissan Navara mit Bimobil Absetzkabine