Die Überfahrt von Le Havre nach Buenos Aires

Im November 2011 ist es endlich soweit. Unsere lang geplante Reise auf der Panamericana beginnt. Aber zuerst einmal müssen wir mit unserem Bimobil nach Argentinien übersetzen. Die RoRo-Schiffe der italienischen Reederei Grimaldi starten in Hamburg und fahren über Antwerpen, Tilbury nach Le Havre, bevor sie die Reise nach Argentinien über den Atlantik antreten. Wir entscheiden uns für die Abfahrt in Le Havre, da wir eine Woche Fahrzeit einsparen.

Allerdings ist zunächst Warten angesagt: die Abfahrt verzögert sich täglich und wir sitzen fast eine Woche in Wartestellung in Honfleur in der Nähe von Le Havre, bevor endlich der Anruf kommt, dass das Schiff heute anlegt.

Im Hafen geht alles problemlos: wir bringen unser Gepäck in unsere Kabine im 12. Stock und fahren abends das Wohnmobil an Bord. Mit uns werden die Begleitfahrzeuge für die Rallye Dakar verladen, die in diesem Jahr von Argentinien aus startet.

Wir haben eine komfortable Außenkabine, in der wir uns aber nur zum Schlafen aufhalten; zusätzlich können wir zusammen mit den anderen Passagieren einen Speisesaal, eine Lounge und einen Fitnessraum benutzen. Der italienische Koch verwöhnt uns mittags und abends jeweils mit einem abwechslungsreichen meist sehr schmackhaften 4-Gänge-Menue. Das Kochen und auch das Essen machen ihm sichtlich viel Spaß, was man an seiner umfänglichen Figur sehen kann. Lautstarker Gesang begleitet seine Kochkünste. Der Tagesablauf an Bord ist wie im Altersheim streng geregelt: Frühstück um 7h30, Mittagessen um 11 h und Abendessen um 17 h.

 

Die Grande Amburgo fährt unter italienischer Flagge und gehört der italienischen Großreederei Grimaldi. Sie ist ein RoRo-Schiff mit Platz für 3.500 Autos auf 11 Fahrzeugdecks und 1.300 Containern. Unsere Besatzung besteht aus 30 Mann, davon 10 Italiener (vor allem Offiziere) und 20 Inder.

 

Hier die wichigsten Daten:

 

• Baujahr 2003

• 214 m lang, 32 m breit und 38 m hoch

• Leergewicht: 27.496 to; beladen: maximal 56.700 to

• 8 Zylinder Zweitakt-Motor mit 24.000 PS; Verbrauch: 2.800 l Schweröl/Stunde

• Maximale Geschwindigkeit: 17,3 knots = 33 kmh

• 6 Kabinen für maximal 12 Passagiere

 

Alle anderen Gäste sind schon seit Hamburg auf der Grande Amburgo. Auch sie haben ihre Wohnmobile (zum Teil als LKW ausgebaute Expeditionsfahrzeuge) dabei und wollen Südamerika unterschiedlich lange bereisen. Alle Mitreisende haben schon viel von der Welt gesehen, und der Gesprächsstoff reißt nicht ab.

Nach 5 Tagen ertönt der Ruf "Land in Sicht"! Wir legen in Dakar an und haben einige Stunden Zeit, diese exotische und farbenprächtige Stadt zu besichtigen. Im Hafen werden derweil die in Europa verladenen "Schrottautos" auf abenteuerliche Art vom Schiff entladen.

Dakar haben wir ohne Schaden an Personen und Wohnmobilen problem-los hinter uns gebracht. Jetzt beginnt das große Abenteuer der Atlantik-überquerung. Wir haben Glück: das Meer ist ruhig und wir genießen die Sonne an Deck. Wir nutzen die Zeit für eine Besichtigung des gigantischen Motorraums mit den Ankeranlagen; auch die mit Technik vollgestopfte Brücke ist einen Besuch wert. Die meiste Zeit fährt das Riesenschiff mit Autopilot automatisch. Bei der Äquatorüberquerung werden wir mit einer nach Maggi riechenden Brühe "getauft". Anschließend gibt es ein großes Grillfest, an dem auch die gesamte Mannschaft teilnimmt.

Nach sechseinhalb Tagen haben wir den Atlantik überquert und 4.837 km zurückgelegt. Erste Station in Südamerika ist Vitoria in Nordbrasilien. An der Küste entlang geht es weiter über Rio de Janeiro, Santos, Paranaguá und Montevideo in Uruguay zu unserem Endziel, dem Hafen von Buenos Aires.

 

Die Liegezeiten in den Häfen sind aufgrund der hohen Liegegebühren relativ kurz. Dennoch nutzen wir immer wieder die Gelegenheit für kurze Stadtbesichtigungen. Das Be- und Entladen des riesigen Schiffs und das Treiben im Hafen sind hochinteressant: in kurzer Zeit werden mehrere hundert Fahrzeuge aus- und eingeladen. Vom Smart über Großkrananlagen bis zur gigantischen Erntemaschine sind alle erdenklichen Fahrzeuge auf dem Schiff unterwegs.

Am 12. Dezember kommen wir nach 23 Seetagen in Buenos Aires an; wir haben ca. 12.000 km auf der Grande Amburgo zurückgelegt.

 

Fazit unserer großen Schiffsreise:

  • Die Reise war sehr abwechslungsreich und durch die vielen unterschiedlichen Eindrücke kurzweilig
  • Faszinierend waren die aus nächster Nähe zu beobachtenden Hafenaktivitäten
  • Wir hatten großes Glück mit dem Wetter und eine sehr ruhige Überfahrt
  • Die recht junge Mannschaft war freundlich, hilfsbereit und zum Teil lustig und unterhaltsam
  • Unser Koch hat sein Bestes gegeben: neben abwechslungs- und vor allem kalorienreichem italienischen Essen hat er uns mit lautstarkem Gesang beglückt
  • Mit den weitgereisten und reiseerfahrenen Mitreisenden ergab sich ein interessanter Erfahrungsaustausch.

Unterwegs in unserem Nissan Navara mit Bimobil Absetzkabine