Von Punta Arenas nach Bariloche

Punta Arenas ist die südlichste Stadt des amerikanischen Kontinents und ist im letzten Jahrhundert durch Schafzucht zu erheblichem Wohlstand gelangt. „Schafbarone“ haben prächtige Villen und einen Friedhof mit kapellengroßen Grabstätten errichtet. Uns macht es Spaß, wieder einmal durch eine „richtige“ Stadt zu bummeln, wir gehen zum Friseur und abends gut essen. Wir übernachten bei einem über der Stadt liegenden Aussichtspunkt und erleben morgens einen Kälteschock: die Tem­peratur ist auf 3,5 Grad abgesunken. Unser Wohnmobil ist zum Glück gut isoliert und Dank der Heizung überstehen wir die Kälte gut! Tagsüber steigen die Temperaturen zum Glück wieder auf angenehme 15 Grad!

Von Punta Arenas geht es über Puerto Natales in den Nationalpark Torres del Paine mit seinen schroff aufragenden „Felstürmen“. Wir übernachten in freier Natur mit Blick auf Wasserfälle und das bizarre Gebirgsmassiv. Auf der  Weiterfahrt werden wir immer wieder von großen Tierherden auf der Straße „ausgebremst“.

Dieser Teil des Landes ist vom restlichen Chile aus nur per Schiff zu erreichen. Als Alternative wählen wir die Weiterfahrt über Argentinien auf der legendären „Ruta 40“, die sich knapp 5000 km von der Atlantikküste im Südosten entlang der Andenkordillere bis ins Hochland im Norden Argentiniens hinzieht. Sie ist die längste Straße der Welt, vergleichbar mit einer Strecke von Portugal bis zum Ural. Weite Teile sind mittlerweile asphaltiert; allerdings müssen wir einige hundert Kilometer auf teilweise schwerer Piste zurücklegen. Besonders frustrierend ist, dass lange Teilstücke auf einer äußerst holprigen Behelfspiste direkt neben der neuen Asphaltstrecke gefahren werden müssen, die noch nicht für den Verkehr frei­gegeben sind. Zum Glück überstehen Mensch und Material (unser Bimobil) auch die schlimmsten Strecken klaglos!!

Höhepunkt an der „Ruta 40“ ist der Besuch des Gletscher-Nationalparks am Lago Argentino. Wir bestaunen gigantische Gletscherzungen, hören das Krachen und Knirschen der kalbenden Gletscher und fahren mit dem Schiff hautnah an den blau schimmernden im Wasser treibenden, teils mehr­familien­haus­großen bizarren Eisbergen vorbei.

Nächste Station ist der Traum aller Bergsteiger: der schroffe Mount Fitz-Roy mit einer Höhe von über 3.400 m.  Spektakulär sind die Sonnenaufgänge am Fitz-Roy-Massiv. Leider ist der patagonische Wind hier wieder so stark, dass wir schon am nächsten Tag „flüchten“.

Auf der Ruta 40 setzen wir unsere Reise Richtung Norden fort. Weite Strecken besteht die "Straße" nur aus tiefen Spurrillen.

In Fitz-Roy haben wir die deutschen Motorradfahrer Kati und Jens wiedergetroffen, die wir in Ushuaia kennengelernt haben. Auch sie fahren heute diese besonders für Motorradfahrer sehr schwierige Strecke. Wir sind erleichtert, als wir Sie am Spätnachmittag an der einzigen Tankstelle auf der Strecke wohlbehalten treffen. Gemeinsam übernachten wir auf einer Farm und stoßen mit kühlem Bier auf die heil überstandene Fahrt an. 

500 km weiter im Norden erreichen wir den Lago Buenos Aires. Wieder ist ein Grenzübertritt nach Chile erforderlich. Wir haben mittlerweile Routine und unsere Pässe füllen sich mit weiteren Stempeln. Lästig beim Grenzübertritt sind die sogenannten „Gesundheitskontrollen“, bei denen unser Fahrzeug gründlich auf Fleisch, Wurst, Gemüse usw. untersucht wird. Die Gründlichkeit der Kontrolle hängt aber eher mit der Neugierde der Inspektoren zusammen, die sich unser Wohnmobil ganz genau anschauen wollen. Bei diesem Grenzübertritt wird unsere Pfeffermühle konfisziert, da angeblich die Einfuhr von Pfefferkörnern gesundheitsbedenklich ist. Gemahlenen Pfeffer dürfen wir problemlos importieren! Wir glauben eher, dass die Inspektorin Gefallen an der Pfeffermühle gefunden hat!

 

Unser Ärger verfliegt bald, da sich bei der Weiterfahrt entlang des Lago Buenos Aires (der chilenische Teil heißt Lago General Carrera: nach dem Titicacasee zweitgrößter See Südamerikas) wunderbare Aussichten auf den See mit schneebedeckten Andengipfeln im Hintergrund öffnen. Kurzentschlossen wählen wir schon nach wenigen Kilometern einen hoch über dem See liegenden Übernachtungsplatz und genießen die herrliche Aussicht.

 

Die Weiterfahrt am See ist fahrtechnisch unsere bisher größte Herausforderung.

Aber es lohnt sich: auf einer Bootsfahrt bestaunen wir die sogenannte „Marmor­kathedrale“ und farbenprächtige Marmorhöhlen.

Eigentlich dachten wir, schlimmere Pisten könne es nicht geben; aber weiter im Norden im Queulat-Nationalpark müssen wir extreme Steigungen mit unbeschreiblichen Schlaglöchern bewältigen. Die Landschaft hat sich völlig geändert: undurch-dringliche Vegetation mit riesigen Bäumen, Farnen, Bambusstauden und übermannshohen rhabarberähnlichen Pflanzen prägen den soge­nannten „kalten“ Regenwald dieser Gegend. Zum Glück ist es nicht kalt, wir erleben Tagestem­peraturen von 25 – 30 Grad. Im Nationalpark  wandern wir durch den Regenwald zu einem ein­drucksvollen „hängenden“ Gletscher, aus dem große Wasserfälle in die Tiefe stürzen.

Eigentlich wollen wir von Chaiten auf die Insel  Chiloe übersetzen; aber die wenigen Fähren sind für die nächste Woche ausgebucht. So fahren wir eben über Land einen „kleinen“ Umweg von ca. 500 km über die Grenze nach Argentinien bis nach Bariloche, um von dort wieder nach Chile einzureisen.

 

Bariloche liegt inmitten eines Nationalparks am Lago Nahuel Huapi umgeben von schneebedeckten Bergmassiven. Bekannt ist Bariloche als anspruchsvoller Winterskiort, wird aber auch als Sommer­ferienziel genutzt. Die ansprechende Bauweise aus Holz und Steinen erinnert uns an die Alpen und die Schweiz; die Bezeichnung „Schweiz Südamerikas“ erscheint uns durchaus verständlich.

Unterwegs in unserem Nissan Navara mit Bimobil Absetzkabine