Von San Miguel nach Mazatlán

Bevor wir San Miguel verlassen, werden wir von Bärbel zu einem besonderen Ereignis eingeladen. Bärbel nimmt seit längerer Zeit an Kursen für den "American Tribal Belly Dance" teil; eine der Teilnehmerinnen in ihrem Tanzkurs hat zu einer Tanzveranstaltung in ihr Haus eingeladen, an der wir als Gäste teilnehmen dürfen.


Die Tänzerinnen tragen farbenfrohe sehr kreative Kostüme: es gibt weder feste Vorschriften zur Choreografie noch zur Kleidung. Eine Balkanband spielt mitreißende Musik, zu der die Tänzerinnen einzeln oder in Gruppen begeistert tanzen.

Sehenswert in San Miguel ist der über der Stadt liegende botanische Garten mit einer Vielzahl einheimischer Kakteen.

Mit einem letzten Blick auf die reizvolle Stadt verabschieden wir uns endgültig.

Eine besonderes Naturschauspiel in Mexiko ist die Wanderung der Monarchfalter, die jedes Jahr in Millionen zum Überwintern von Kanada bzw. USA nach Mexiko fliegen. Sie legen eine Strecke von bis zu 4500 km zurück. In einigen Schutzgebieten kann man die großen Schwärme aus nächster Nähe bewundern.

 

Wir fahren zu der kleinen Ortschaft Macheros am Rande der Reserva "Cerro Pelon". Um zu dem Schutzgebiet zu gelangen, muss von ca. 2400 m auf über 3000 m aufgestiegen werden. Zur Überwindung des steilen Aufstiegs mieten wir Pferde und ein erfahrene Guides. Nach einem extrem anstrengenden Ritt bleibt Gitta auf einer Hochebene mit einem Guide zurück und ich reite weiter. Nach kurzer Zeit wird der Anstieg auf einem Geröllpfad so steil, dass die Pferde den Dienst verweigern. Der Anstieg zu Fuß ist in der dünnen Luft für mich zu anstrengend, so dass wir abbrechen und zu Gitta zurückkehren.

 

Zum Glück sehen wir unterwegs einige wenige Schmetterlinge. Die großen "Trauben" von Faltern, die wir von Bildern kennen, bekommen wir leider nicht zu sehen. Zur Verdeutlichung dieser großen Schwärme habe ich einige Fotos aus dem Internet heruntergeladen.

Den Rückweg auf den steilen geröllhaltigen Pfaden legen wir überwiegend zu Fuß zurück, da uns das Reiten zu gefährlich erscheint.

 

Bis zum Abendessen haben wir uns schon wieder etwas von unserem Abenteuer erholt und genießen die Spezialität des Hauses: fangfrische Forellen.

Die Besichtigung von Pátzcuaro, einer kleinen, guterhaltenen Kolonialstadt in Michoacáns Hochebene, ist dann Erholung pur nach den vorherigen Strapazen. Das Zentrum ist geprägt von beeindruckenden alten Kirchen und mit Kopfsteinpflaster belegten kleinen Sträßchen.

 

Heute ist Tag der Revolution, einer der wichtigsten Feiertage in Mexiko, der mit aufwändigen Paraden gefeiert wird, selbstverständlich überwacht von der martialisch gerüsteten Polizei.

Moderne Zeiten: auch die traditionell gekleidete Fischverkäuferin nutzt intensiv ihr Handy!

In der Nähe von Pátzcuaro liegt der strahlend blaue See mit gleichem Namen, auf dem sich einige bewohnte Inseln befinden. Auf einer Bootsfahrt besuchen wir die Isla Janitzio, der ein magisches Flair zugesprochen wird. Beim Totenfest kommen deshalb tausende von Besuchern auf die kleine Insel mit der 40 m hohen Statue von José Morelos. Uns erschließt sich die versprochene "Aura" leider nicht: wir sind eher enttäuscht von den billigen Souvenirständen und dem allgegenwärtigen Müll.

Mit dem Bus fahren wir nach Morelia, einer wunderbaren Kolonialstadt im Bundesstaat Michoacán, der traurige Berühmtheit durch die Drogenkriege erlangt hat. Aufgrund der gut erhaltenen Kolonialviertel wurde Morelia 1991 zum Weltkulturerbe erklärt.

 

Von Angahuan aus marschieren wir zum Vulkan Paricutín, der zuletzt im Jahr 1943 ausgebrochen ist und umliegende Dörfer mit Lavamassen unter sich begraben hat. Zum Glück konnten die Bewohner rechtzeitig fliehen, so dass Personen nicht verletzt wurden. An den Ausläufern des Lavafeldes ragen Turm und Altar des Templo San Juan Parangaricutiro aus einem Meer aus schwarzem Vulkangestein heraus. Die Einheimischen bezeichnen es als Wunder, dass der Lavastrom weinige Meter vor dem Altar zum Stillstand kam.

Im verschlafenen Purépecha-Städtchen Angahuan scheint die Zeit stillzustehen.

An der Laguna de Chapala, dem größten Binnensee Mexikos, wollen wir eigentlich nur einen kurzen Zwischenstopp auf dem Weg zur Pazifikküste einlegen. In den Nachrichten hören wir Warnungen vor dem letzten Hurrikan dieser Saison, der in einigen Tagen am Pazifik eintreffen soll. Wir überbrücken die Wartezeit am Chapala-See, bis die Entwarnung kommt: Hurrikan Sandra hat glücklicherweise kurz vor dem Auftreffen auf die Küste an Kraft verloren und richtet kaum Schäden an.

 

Auf unserem schön gelegenen Campingplatz beobachten wir die Ankunft einer "Karawane" von 15 kanadischen Wohnmobilen. Im geschlossenen Treck fahren die Rentner gemeinsam von Kanada bis nach Yucatán, um dort zu überwintern. Hinter den gigantischen Wohnmobilen hängt selbstverständlich noch ein großer PKW oder Pickup. Ob Zinksärge für den Notfall mitgeführt werden, wie immer behauptet wird, konnten wir nicht verifizieren!

Wir erreichen den Pazifik in Melaque, einer kleinen Ortschaft mit Traumstrand, wo viele kanadische "Snowbirds" überwintern. Auf dem schönen direkt an der Bucht gelegenen Campingplatz werden wir sofort von den kanadischen Überwinterern freundlich in alle Aktivitäten integriert. Für die Fahrradtouren bekomme ich ein Fahrrad gestellt, gemeinsam besuchen wir die angesagte Kneipe mit den besten Spareribs und Live-Musik.

Direkt vor dem Campingplatz bieten Fischer fangfrische Fische an. Wir braten uns zwei riesige Filets: köstlich!

Ende Oktober war der Hurrikan Patricia mit großer Wucht auf die Küste von Melaque geprallt. Viele Häuser in Strandnähe wurden zerstört; ein großes Frachtschiff wurde auf die vor der Bucht liegenden Felsen geschleudert. Zum Glück wurden keine Menschen verletzt!

 

Mit unseren "Kanadiern" mieten wir ein Fischerboot und besichtigen das gestrandete Frachtschiff.

Auf unserem Bootsausflug besuchen wir auch die hinter der Bucht liegende Lagune, an der ein Luxushotel mit eigenem Yachthafen in Traumlage zu bewundern ist.

Aus den geplanten zwei Tagen ist eine Woche geworden, die wir sehr genossen haben. Zum Abschied gibt es einen dramatischen Sonnenuntergang zu bewundern.

Ein großer Kontrast zu dem beschaulichen Melaque ist das recht luxuriöse Puerto Vallarta, eine große Stadt mit vielen amerikanischen Flugtouristen und riesigen Hotelanlagen. In der Altstadt ist die Kathedrale eine der wenigen echten Sehenswürdigkeiten. Hauptattraktion ist der kilometerlange Sandstrand, an dem eine attraktive Strandpromenade mit unzähligen Restaurants und Geschäften und Kunstwerken entlangführt.

Wie überall in Mexiko gibt es immer einen Anlass für Prozessionen, die von lauter Musik begleitet werden.

Auf der Weiterfahrt werden wir von höflichen Polizisten in schneeweißer Uniform herausgewunken. Laut Radarpistole sind wir statt 60 kmh auf der autobahnähnlichen Ausfallstraße 79 kmh  gefahren. Den Strafzettel in Höhe von ca. 50 € sollten wir in der ca. 30 km zurückliegenden Polizeistation bezahlen. Wir verweisen darauf , dass wir sehr in Eile sind und bieten die Barzahlung von ca. 25 € an, was nach Abstimmung mit den anderen anwesenden Polizisten schließlich akzeptiert wird. Unser Schnitt ist bisher akzeptabel: auf fast 70.000 km haben wir etwa 40 € Schmiergeld bezahlt!.

 

Mit etwas Verspätung erreichen wir in Miramar eine paradiesisch gelegene Hotelanlage in einem großen parkähnlichen Gelände mit altem Baumbestand.

Bei einem Spaziergang ins nahegelegene Fischerdorf kaufen wir fangfrische Krabben, die köstlich schmecken.

Die schöne Umgebung des Hotels nutzen fast täglich irgendwelche Gruppen für Fototermine.

Im kleinen Städtchen San Blas wird der Markplatz für Weihnachten gerüstet. Neben einer lebensgroßen Krippe wird ein riesiger Weihnachtsbaum aufgebaut. Bei uns kommt bei über 30° und Palmen überhaupt keine Weihnachtsstimmung auf!

Fischfang ist in dieser Gegend die Haupteinnahmequelle.

Auf der Weiterfahrt erleben wir den ersten Regen auf dieser Reise. Bei unserer Ankunft In Mazatlán setzt ein sintflutartiger Regen ein; nach wenigen Minuten sind die Straßen bis zu einem halben Meter überflutet, und der Verkehr kommt weitgehend zum Erliegen. Wir fahren vorsichtig auf den überfluteten Straßen zu unserem Campingplatz und sind froh, als wir unbeschadet dort ankommen.

Am nächsten Morgen ist der Himmel zum Glück wieder wolkenlos und wir besichtigen unseren Campingplatz. Überwiegend überwintern hier amerikanische Rentner, die ihre großen Wohnmobile mit Dächern und Vorgärten umbaut haben. Wir stehen auf einem der wenigen nicht fest bebauten Plätze direkt am Meer mit schöner Aussicht.

Geschäfte und Restaurants in der näheren Umgebung sind voll darauf eingestellt, den "american way of life" auch in Mexiko sicherzustellen. Einmal pro Woche gibt es auf offenem Feuer gegrillte köstliche Spareribs!

Der kilometerlange Strand neben unserem Campingplatz ist ein Surfparadies; auf einem langen Strandspaziergang erkunden wir die schöne Umgebung.

In vielen Städten in Lateinamerika konzentrieren sich die Bauaktivitäten auf Neubauten an der Peripherie; die Altstädte werden vernachlässigt und der sozial schwachen Bevölkerung überlassen. Auch in Mazatlán ist nur ein kleiner Teil der Altstadt restauriert.

Auf dem Weg zum Hafen fahren wir die Küstenstraße entlang und genießen schöne Ausblicke auf die vorgelagerten Inseln.

 

Im Hafen stehen schon große LKWs zur Verladung bereit. Die Wartezeit wird nicht langweilig: wir bewundern die LKW-Fahrer, die mühelos ihre gigantischen Fahrzeuge über eine steile Rampe rückwärts aufs Oberdeck fahren. Ich bitte um Sonderbehandlung und darf vorwärts hochfahren und auf dem Oberdeck wenden. Wir bekommen einen ruhigen Platz zugewiesen, auf dem wir ungestört in unserem Wohnmobil schlafen können.

 

Auch vom Schiff aus bietet sich ein traumhafter Sonnenuntergang.

 

Nach einer ruhigen 16-stündigen Überfahrt erreichen wir am nächsten Morgen die Baja California!

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Kommentare: 2
  • #1

    Kati und Jens (Sonntag, 20 Dezember 2015 07:19)

    Liebe Gitta, lieber Peter,
    danke für den schönen Reisebericht und die tollen Fotos. Wir freuen uns, dass wir wieder mit Euch auf Reisen gehen dürfen und wünschen Euch eine tolle Zeit, schöne Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
    Liebe Grüße von der Loreley
    Kati und Jens

  • #2

    Thomas Kröger (Sonntag, 20 Dezember 2015 14:08)

    Liebe Gitta, lieber Peter,
    Wie immer sind wir ganz begeistert von dem spannendem und umfassendem Reisebericht. In Gedanken begleiten wir Euch und erfahren viel über Land und Leute.Und bewundern Eure Gelassenheit, alle Herausforderungen souverän zu meistern.
    Die schönen und faszinierenden Fotos wecken auch bei uns die Reiselust und wir überlegen für 2016 eine Reise nach Australien. Dort hat Regina Verwandte.
    Für die nächsten Tage wünschen wir Euch Freude und Entspannung und alles Gute für das neue Jahr.
    Herzliche Grüße von
    Regina und Thomas

Unterwegs in unserem Nissan Navara mit Bimobil Absetzkabine